Lastkahn HELGA

  • Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt auf der Donau hatten die alteingesessenen Schiffmeisterfamilien und ihre Zünfte, bedingt durch die staatliche "Privilegierung" der ersten Dampfschifffahrtsunternehmen an der bayerischen (und österreichischen) Donau – anders als am Rhein und dem ebenfalls bayerischen Main – keine Möglichkeit, selbst (oder genossenschaftlich) ebenfalls Dampfschiffe zu besitzen und zu betreiben. Es hatte den bayerischen Schiffmeistern auch nicht geholfen, dass sie bereits seit den 1850er Jahren Treidelschiffe nicht mehr aus Holz, sondern schon aus Eisen bauen ließen. Da die großen Gesellschaften von ihren Dampfern zudem bald auch nur noch eigene Kähne schleppen ließen, führte dies zu einem völligen Niedergang des Schiffmeistergewerbes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

    Vielfach traten ehemalige Schiffmeister und ihre Nachfahren als angestellte Steuerleute und Kapitäne in den Dienst der neuen Dampfschifffahrtsgesellschaften. Ihre letzten eigenen Lastkähne gingen auf in den Flottenbeständen der großen Reedereien.

    Im Raum Regensburg bot sich jedoch in jener Zeit eine neue Möglichkeit zum Überleben: Im Jahre 1846, mit der Fertigstellung des "Ludwig-Donau-Main-Kanal" war zusätzlich zur Donaufahrt ein neues Fahrtgebiet für die kleineren Schifffahrtsunternehmen entstanden. Dieser Kanal war bautechnisch nur für den Treidelbetrieb ausgelegt worden – maschinell angetriebene Schiffe sollten dort erst in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts zugelassen werden. Mancher Nachfahre der alten Schiffmeisterfamilien wurde vor diesem Hintergrund zum "Kleinschiffer", wie Privatreeder oder Partikuliere auf der bayerischen Donau auch genannt wurden. Eine ganze Anzahl dieser "neuen Schiffmeister" hatten ihren Heimathafen an der Donau in Kelheim.

  • Anleger HELGA. (2016)

    Ruderstock der HELGA. (2016)

  • Auch die seit dem 16. Jahrhundert in Regensburger in Prüfening oder am Oberen Wöhrd ansässigen Familien Hofmeister sahen darin eine Chance. Die Hofmeister waren (und sind teils bis heute) als Fischer, Fährleute, Schopper und Schiffer seit Generationen der Donau verbunden. 1955 ließ Hans Hofmeister bei Hitzler in Regensburg den Lastkahn HELGA bauen, der zum letztgebauten nichtmotorisierten Frachtkahn der letzten Regensburger "Schiffmeister-Familie" werden sollte. Obwohl die HELGA Kanal-Maße hat, kam sie aber nie für die Fahrt auf dem "Ludwig-Donau-Main-Kanal" zum Einsatz, da dieser seit 1944 teilweise kriegszerstört war.

    2004 konnte der Arbeitskreis Schifffahrtsmuseum Regensburg diesen letzten kanalgängigen Kahn vom damaligen Besitzer, der Wasserbaufirma Reinhold Meister in Deggendorf erwerben. Nach seiner Sanierung dient der Frachtkahn jetzt in Regensburg bei der Eisernen Brücke als Anlegerschiff für die FREUDENAU und andere Fahrgastschiffe.

  • Daten Lastkahn HELGA
    Gebaut 1955 für den Kleinschiffer Hans Hofmeister, Regensburg, als Baunummer 206 auf der Hitzler-Werft, Regensburg.
    Länge 31,90 m
    Breite 4,40 m
    Tiefgang 1,30 m
    Tragfähigkeit 121 t